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[ Aktuell ]

Im Überfluss hingenommen
Rezension unseres Shakespeare Auftrittes am 25. September 2020 im Theater Hameln
Heute erschien eine sehr schöne Rezension unseres Auftrittes am vergangenen Freitag im Theater Hameln in der DEWEZET Deister- und Weserzeitung vom 28.9.2020. Der kompetente Verfasser ist Richard Peter.
Für uns war es ein toller Auftritt, und wir hatten viel Spaß auf der Bühne. Vielen Dank an die Tontechnik, die Lichttechnik und das ganze Team vom Theater Hameln - und natürlich an das fantastische Publikum!!!

HAMELN. "Warum schreib' ich so dürftig, warum schreib' ich dasselbe immer wieder" - vermutlich muss man Shakespeare sein, um die Verse seiner 154 Sonette als "dürftig" zu beschreiben. Zugegeben: Sie drängeln sich nicht gerade in die Hitlisten der Poesie - und ein Franz Grillparzer war vor langer, langer Zeit schon der Meinung, man solle sie doch den "Literatoren" überlassen. Das wollte die Bremer Shakespeare Company offenbar nicht auf ihrem Hausautoren sitzen lassen.
"Nimm mich hin, Dein Will!" mischt über 20 unterschiedliche Sonette des großen Elisabethaners, beginnt mit Sonett 76, springt auf 144 und zurück auf die Acht und queerbeet durch das ewig junge, unerschöpfliche Thema Liebe.
In allen schillernden Facetten, "fair Boy, dark Lady", von rauschhaftem Glück und schmachtendem Elend. Und hält sich auch da nicht an die Norm derv üblichen Anbetung. Im Gegenteil: Shakespeare räsoniert, zweifelt, grübelt, stellt infrage und bleibt selbst bei Höhenflügen noch erdverhaftet. Faszinierend, wie Petra Janina Schultz wie beiläufig Parallelen von damals, als noch Elisabeth I. regierte, zu heute zog. Vom Lockdown vor rund 400 Jahren, als das Virus noch Pest hieß. Geburtsstunde der Sonette, denen man nicht anmerkt, unter welchen Umständen sie entstanden waren.
Und weil, wie der "Will" der Sonette wusste, dass die "Musik der Liebe Nahrung ist", wurden die Texte von Mellow Melange, einer fünfköpfigen Band, die locker über 10 Instrumente beherrscht und auch noch singen kann, liebevoll vertont. Und die Rezitationen postwendend als Song in der Originalversion auf Englisch nachgeschoben. Manchmal auch umgekehrt oder kunstvoll miteinander verschlungen - und wenn die beiden Komponisten der Gruppe, Ingo Höricht und David Jehn dasselbe Sonett, jeder auf seine Art, komponierte - voilá: Das Sonett 130 gibt es in beiden Versionen.
So vielfältig verspielt die musikalischen Einfälle, die an alte Renaissance-Zeiten erinnern und gleichzeitig doch sehr modern wirken, plötzlich abgelöst vom Jazz mit seinen Soli - hinreißend die Saxofon-Einlage von Matthias Schinkopf, der zuletzt noch samt Flöte vor Petra Janina Schultz auf die Knie geht.
Virtuose Einlagen auch von Michael Berger am Klavier, David Jehn am Kontrabass und Ingo Höricht mit Violine und Viola. Bleibt noch Sonja Firker, die den Original-Sonetten ihre Stimme leiht und zusätzlich Violine und Flöte beherrscht.
Von Shakespeares vielleicht auch nur poetisch verbrämter Erkenntnis "Der Mensch ist schlecht und Schlechtigkeit regiert die Welt" - auch die: dass der Mensch wenigstens manchmal verdammt gut musiziert und rezitiert - auch wenn der "Will" lamentiert: "Was schreib' ich nur für kümmerlichen Mist".

 
 
Letzte Aktualisierung:
Oktober 2023

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